Vollkosten

 

Position IG-Milch

 

Sechster Ausgangspunkt ist das Projekt „Richtig rechnen“ in mindestens 50 Betrieben ab Herbst 2020. Diese neue wirtschaftliche Berechnung aller bäuerlichen Prozesse, Produkte und Dienstleistungen mit „Richtig rechnen“ soll prototypisch begonnen werden als besonderes Projekt Richtung Zukunft, Förderung und Begleitung inklusive. Mit dieser Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Wende hin wird das Gesamtvermögen aller Werte einer Gesellschaft – also auch Naturräume, biologische Vielfalt, Versorgungssicherheit und Ressourcen – nicht verbraucht, sondern erhalten und vermehrt. So entstehen Preise und Bilanzwerte, die eine nachhaltige, ökonomische Wahrheit abbilden. Werden beispielsweise in die Bilanzen eines landwirtschaftlichen Betriebes die Aufwendungen für den Erhalt fruchtbaren Bodens, die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Nutzen regenerativer Energien, eine Vermarktung über kurze Wege oder das Gewinnen des eigenen Saatguts nicht als Maßnahmen in den Vermögensaufbau bilanziert, entsteht bei der Beurteilung dieses Betriebes ein falsches Bild. Mit „Richtig rechnen“ wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, in dem nicht die Ausbeutung und Optimierung der Natur die Basis aller Berechnungen ist, sondern die Sorgfalt der Mit- und Umwelt gegenüber. Es darf nicht mehr einfach hingenommen werden, dass Einzelne den Boden mit seinen Ressourcen ausbeuten, um kurzfristige Gewinne zu machen. Ebenso ist die „systemische Ausbeutung der Natur und unserer Mitwelt“ durch die gängigen Wirtschafts- und Handelsformen in die Schranken zu weisen durch Aufzeigen und Ermöglichung von Alternativen. Nicht mehr die Logik des Immer-Mehr des freien Marktes ist Basis und Richtung, sondern die tiefe Achtsamkeit der Natur, der Schöpfung und der Mitwelt gegenüber. In „Laudato si“ (Die Sorge für das gemeinsame Haus) hat Papst Franziskus 2015 wesentliche Aspekte zukünftiger Wirtschaft und Landwirtschaft grundgelegt. Von einer ökologisch-ökonomisch ausbalancierten und steuernden Politik werden klare Regelungen mit der Belohnung für Sorgfalt mit der Natur benötigt. Genauso braucht es eine Verwarnung mit Strafzahlungen bei Beschädigung der Natur. Mit „Richtig rechnen“ wird die Sorgfalt und Nachhaltigkeit bzw. die Beschädigungen festgestellt und bewertet. Das vom süddeutschen Ökonomen für Regionalwirtschaft Christian Hiß ausgearbeitet, getestete und bewährte Tool soll dafür die Basis und Berechnungen möglich machen und konkret in Österreich zum Einsatz kommen.